4.12-10.12 Rakiura/Stewart’s Island

4.12-10.12 Rakiura/Stewart’s Island
4.12 Mein Pausentag füllte sich rasch mit Packen und Essensvorbereitung.
Ich habe mein Fahrrad Zeug raussortiert und nach Sympathie in Blöcke aufgeteilt.
Dann den neuen Rucksack mit der Wanderausrüstung befüllt. Zum Schluss Essen und Wasser gerichtet und gepackt.
Schon ist der gar nicht mehr so bequem.

5.12 Tief hängende Wolken begleiten mich aus Oban. Der Tag hat nur 12 km also lass ich mir Zeit mit Fotos, besuche einen kleinen Botanischen Garten und besteige den Hausberg (186 m)

Der Track folgt der Küste, meist innerhalb der Bäume, aber immer wieder auch entlang wunderschöner Sandstrände. Vor Seelöwen und Robben wird gewarnt, alles nur leere Versprechungen.
Ist auch reichlich nieselig, da würde ich auch im Wasser bleiben.

So treibt mich der Regen auch rascher zur Hütte, die ich mir wegen der Wettervorschau an einem kleinen Fleck mit WiFi im Wald buche.

Als ich ankomme wird es dann auch richtig eklig.
Kommen Kiwis eigentlich bei Regen raus?
Wir diskutieren das und Gott und die Welt bei Tee und heißer Schokolade während der Regen aufs Blechdach peitscht.
6.12
Kommen sie nicht!
Ich hab mich um zwölf in den strömenden Regen gequält. Tolle Stimmung auf dem Steg und am Strand, aber von Vögeln keine Spur.
Gegen 7:30 ist fertig mit Schlafen Die Hütte lärmt mit Frühaufstehern.
Draußen strahlt auch die Sonne.

Macht richtig Lust auf den Tag.
Für die 12 km setzen sie 6 Stunden an, das ist seltsam viel. Mal sehen….
Aha Matschig ist es.
Also wenn man nicht Aufpasst knietief drin Matschig.

Das macht es spannend zu laufen und ist auch witzig, den Fuß vorsichtig auf die einzige Stelle zu setzen, die nicht wegglitscht. Die nächste erspähen, Mal trippelnd Mal hüpfend, entlang eines Baumes schleichend und die Baumstämme unter der Wasser (Matsch)oberfläche erahnend.

Nun ist das ein Spiel das man selber immer gewinnen muss, der Matsch aber nur einmal.
Dafür gibt’s glücklicherweise Gamaschen.

Ziemlich ausgelaugt bring ich die 12 km hinter mich. Campingplatz ist Deluxe mit überdachtem Unterstand und sauber ausgesteckten Plätzen.
Etwa 200 Meter entfernt ist die volle Hütte. Ich schnorre mir dort zwar gegen später heiß Wasser, aber ich hab Recht rasch genug von der lauten Meute.

Mal sehen ob es heute Kiwis gibt!

7.12 Die Kiwis möchten mich offensichtlich verarschen.
Gegen halb 12 nachts stehe ich auf, es ist dunkel und kalt und der Wald ist ausgestorben, leer und still.
Ich kuschel mich wieder ins Nest und bin Grad weggedämmert als mich das tiefe Grollen der Kiwi Damen weckt, es folgen die hohen Zirper der Herren, dann ist Raschelparty um mein Zelt.
Ich stehe natürlich wieder auf, kaum bin ich aus dem Zelt – nix…!

Zurück im Schlafsack werde ich Ohrenzeuge der nächsten Vogel Disco. Aus der offenen Front erhasche ich den ein oder anderen Blick, aber wehe ich mach die Lampe (rot natürlich) an, dann ist sofort wieder totale Stille.

Für heute habe ich mir nur 10 km vorgenommen. Die Strecke soll wohl ein wenig schwierig sein, 7 Stunden dauern.
Bisher waren die Angaben Recht lasch und ich überlege eine Doppel Etappe zu machen wenn ich bis 1400 an der Freshwater Hut bin.

Ja nun, es geht durch Matsch und Schlamm, durch Bäche, längs und quer. Ein Berg in der Mitte lockt mit 33% Anstieg und Wurzeln statt Seil im Klettersteig. Den geht’s gleichermaßen aber im Bachbett wieder runter. Dann sind ein paar umgestürzte Bäume als Brücken eingestreut und nach 8 Stunden bin ich an der Hütte.
Das war echt wild!
Super spannend zu laufen, aber auch sehr herausfordernd, da kein Schritt unüberlegt sein durfte, bin ich nicht nur in den Beinen lahm sondern auch in der Birne.

Es brennt schon ein Feuer in der Hütte, wir scheinen nur zu dritt zu sein. Das ist recht nett.
Meine beiden Mitbehütter sind New Yorker, er ist gerade von einem Jahr in der Antarktis zurück gekehrt, sie gewöhnen sich Grad wieder aneinander.
TiL: wenn der letzte Flieger für die nächsten Neun Monate in der Dämmerung abhebt, treffen sich alle aus der Station im Kino und schauen „The Thing“

8.12 nach einer ruhigen Nacht – ohne Kiwis – mache ich mich mit etwas mulmigem Gefühl im Nieselregen an die Tour zur Mason Bay. Erstmal geht’s über eine schmale wackelige Hängebrücke anschließend stetig sachte abwärts ins Sumfgebiet.

Daher auch mulmig, wenn der Weg hier flutet, geht das rasch und ist tief. Nach meinem Glück mit dem Wetter die letzten Tage überrascht mich nix mehr.

Der Track ist schnurgerade und führt meistens entlang des kleinen Flüsschens der am Ufer nagt und gerne auf den Weg klettern möchte.

Allerdings habe ich Glück. Der Himmel klärt auf und es bleibt trocken von oben und unten.

In Rekordzeit komme ich dadurch am Tagesziel an. Ich richte mich rasch ein und Frage ein paar Kiwis die eingeflogen sind, wie weit der Strand entfernt ist.

Die fünf Minuten sind gelogen, die flussüberquerung war es nicht. Inzwischen in unterhosen bin ich nach 15 Minuten in den Dünen, im Sandfliegenreich.
Verfolgt von einer schwirrenden schwarzen Wolke rette ich meinen Hintern schlitternd den Sand hinunter.

Klamotten kommen in Rekordzeit runter und ab geht’s in die eiskalte Flut.

Nach einigen Minuten bin ich sauber, salzig und schockgefrostet. Etwas wehmütig blicke ich auf meine verschwitzten Klamotten am Strand. Die Luft um sie flimmert vor lauter kleinen blutrünstigen Biestern.

Ich überlege eine Spontanevolution zur Robbe, verwerfe das aber wieder. Kältegedrungen verlasse ich die Sicherheit der Wogen und versuche mich schneller anzuziehen, als mich die Biestes ansaugen können.

Morgen früh geht’s wieder an den Strand, mir wurden Seelöwen versprochen.

Versuche später einen schönen Sonnenuntergang am Strand einzufangen scheitern.

Aber der erste KIWI!

9.12 die Nacht war stürmisch und nieselig und im Dach leben Ratten.
Für die Fans vom alten H.P. das andauernde Rascheln ist eher niedlich denn wahnsinnig machend!
Zumindest wenn man selber Ratten als Haustiere hatte und weiß wie viel Spaß die Rübennasen beim kruschteln haben.
Ich breche zum dritten Strandspaziergang auf. Die Wolken warten 5 Minuten dann brechen sie auch.
Grmpf ich verwerfe Strand und mach mich durch den etwas leichteren Regen auf den Rückweg.
Falls ich vor 1300 am Tagesziel bin werde ich die Höllenetappe dran hängen – momentan halte ich das für eine gute Idee.
Eine ausgiebige Kiwi Sichtung am Tag! Auf dem Weg! Mit Video! Bestätigt mich in meiner heutigen unschlagbarkeit.
Natürlich werde ich durchwandern.

Etwa gegen zwei beginne ich am eigenen Verstand zu zweifeln.
Der Track ist auch beim zweiten Mal zum Schreien.
Ich kämpfe mich durch und packe es gegen 2100 auf den Zeltplatz.
Ich hab noch einen mega seltenen parakeet gesehen und gehört aber von dem hab ich keine Bilder machen können.
Es fehlen noch die Seelöwen, aber heute können die mit den Kiwis Disco machen, ich bleib liegen.

10.12 der Abschluss des RakiuraTrail ist wieder massentauglich ausgebaut.
Meine Beine sind zwar reichlich schwer, aber das anhaltende Donnergrollen treibt mich zu raschem Tempo.
Einige Schöne Strand und Meerblicke hat der Track zu bieten, aber immer noch keine Seelöwen.

Da ich schneller zurück bin als geplant, buche ich noch im Vorbeigehen eine Bootstour für den 11. Dann geht’s ans ausspannen.